Ulf Peschel
Dekan der Physikalisch-Astronomischen Fakultät
TS: Guten Tag Herr Peschel. Ich freue mich auf das Gespräch mit Ihnen über die Tradition des Talartragens an der Universität Jena. Beginnen möchte ich mit der Frage, wann Sie die Tradition des Talartragens erstmals kennengelernt haben.
UP: Ich weiß es nicht genau. Ich glaube, während der feierlichen Immatrikulation 1985, als ich an der Uni Jena mein Studium aufgenommen habe. Ich meine, damals wurde Talar getragen. Zumindest erinnere ich mich, dass da irgendwelche älteren Herren, ich saß auf der Empore, einmarschierten und nach meiner Meinung trugen die Talare. Ich bin mir nicht hundert Prozent sicher, aber ich denke das war damals so.
TS: Also haben Sie als Student die Immatrikulationsfeier besucht?
UP: Ja. Ich habe 1985 hier angefangen, Physik zu studieren und ich bin damals hingegangen, weil vermutlich alle hingegangen sind oder weil ich das als Pflicht empfunden habe. Ich glaube nicht, dass ich mich besonders dafür interessiert habe. Es waren ja Ostzeiten. Da gab es viele Pflichtveranstaltungen, da ging man eben hin.
TS: Heute tragen Sie als Dekan selbst Talar. Zu welchen Anlässen?
UP: Also ich bin erst seit April dieses Jahres Dekan. Zur feierlichen Immatrikulation war es das erste Mal. Das war bisher der einzige Anlass. Ich glaube auch nicht, dass es weitere Anlässe für das Talartragen geben wird.
TS: Wie wird man offiziell darüber informiert, dass man Talar trägt?
UP: Man bekommt eine E-Mail, in der abgefragt wird, ob man kommt. Da es zu den Pflichten des Dekans gehört, habe ich meine Teilnahme bestätigt. Dann habe ich eine E-Mail bekommen, dass ich mich eine knappe halbe Stunde vor Beginn der Immatrikulation in dem Raum, wo die Talare sind, einfinden soll. Das war alles.
TS: Haben Sie sich mit Ihrem Vorgänger über das Talartragen ausgetauscht?
UP: Mir wurde von meinem Vorgänger gesagt, dass man sich nicht zu warm unter dem Talar anziehen sollte. Das war alles.
TS: Gefällt Ihnen denn die grüne Farbe Ihres Talars?
UP: Das Grün sieht gut aus. Aber sagen wir es mal so: Die Farbe ist mir eigentlich egal. Wenn meine Fakultät eine andere Farbe hätte, hätte ich die genommen.
TS: Und wie war die Stimmung, als Sie mit Ihren Kollegen eingekleidet wurden? Ist so etwas wie ein Gruppengefühl entstanden?
UP: Ja. Es hatte ein bisschen Ferienlager-Feeling. Es gab ein gewisses Gruppengefühl.
TS: Wir möchten mit der Ausstellung herausfinden, wie das Talartragen an der Universität Jena heute bewertet wird. Wird die Tradition noch als zeitgemäß empfunden. Wie sehen Sie das?
UP: Die Frage, ob eine Kleidung zeitgemäß ist, kann ich nicht so richtig beantworten. Der Talar ist im normalen Leben natürlich nicht sehr praktisch. Das muss er für diesen Anlass aber auch nicht sein. Und es steht ja nicht zur Diskussion, dass ich den nun täglich tragen soll. Wenn bei der Immatrikulation ein Talar getragen wird, dann werde ich mich dem nicht verweigern. Das wird eben so gemacht. Dazu habe ich sozusagen keine Meinung.
TS: Sie haben also keinen Wunsch, das Talartragen abzuschaffen?
UP: Menschen möchten, dass ihnen in gewissem Sinne ein Schauspiel geboten wird. Ich meine bei der Immatrikulationsfeier hat der Chor gesungen und so weiter. Auch da könnte man die Frage stellen, ob das eigentlich nötig ist. Aber das wird als schön empfunden. Wahrscheinlich wird auch von einigen die Anwesenheit von Vertretern der Universität im Talar als etwas, das das Ereignis würdigt, empfunden. Der Präsident trägt ja auch seine Kette, die interessant aussieht. Ich denke, es verbessert insgesamt den Charakter der Veranstaltung. Und ich empfinde, dass es mit zu den Pflichten des Dekans gehört, und das war es aber auch.
TS: Dann bedanke ich mich recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben meine Fragen zu beantworten!
Das Interview wurde geführt von Tanja Stötzer, Studentin der Volkskunde und Kulturgeschichte.